Pressemitteilung

vom 03.11.2018

DOK Leipzig: Kenianerin Beryl Magoko mit Filmpreis „Leipziger Ring“ ausgezeichnet

Stiftung Friedliche Revolution würdigt mutigen und vielschichtigen Film über Genitalverstümmelung

Leipzig. Die in Kenia geborene Regisseurin Beryl Magoko ist am Samstag für ihren Film „In Search…“ mit dem Filmpreis „Leipziger Ring“ geehrt worden. Mit der Auszeichnung wolle die Stiftung Friedliche Revolution die mutige und sensible Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema Genitalverstümmelung würdigen, sagte der Vorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. Rainer Vor, bei der Preisübergabe in Leipzig. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird seit 2010 von der Stiftung im Rahmen des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm vergeben.

In dem Film setzt sich die 34jährige Magoko mit der in ihrer Heimat nach wie vor bestehenden Tradition der Female Genital Cutting (FGC) auseinander. Sie selbst habe die Genitalverstümmelung im Kindesalter unter furchtbaren Schmerzen als etwas ertragen, das zum Heranwachsen unbedingt dazugehöre. Heute wisse sie, dass das nicht sein müsse. Weil dieses Wissen ihr allein nicht weiterhilft, hat sie andere Betroffene aufgesucht, die wie sie zwischen Wut und Scham schwanken und noch Jahrzehnte später unter dem Eingriff leiden.

Dabei entstanden ist ein sehr persönlicher, aber auch ein hoch politischer Film, der sie sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft geführt hat. Mit frappierender Offenheit, aber ohne Groll konfrontiert Magoko ihre eigene Familie mit Fragen und Vorwürfen. Und sie überlegt, ob sie sich einer wiederherstellenden Operation unterziehen sollte, um ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen. Für die Filmemacherin, die heute in Deutschland lebt, ist „In Search…“ der zweite Film zum Thema FGC. Vorausgegangen ist ihr Film „The Cut“, der 2012 Premiere hatte.

Die Entscheidung über den prämierten Film erfolgte wie im Vorjahr durch das Publikum. Zur Auswahl standen fünf Filme (siehe S. 2). Bei der Preisverleihung hob der Stiftungs-Vorsitzende hervor, dass der „Leipziger Ring“ an die vielen Menschen erinnere, die 1989 in Leipzig und anderswo friedlich für demokratische Verhältnisse demonstriert und dabei ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt haben. Sie haben gezeigt, dass gesellschaftliche Systeme mit Zivilcourage gewaltfrei veränderbar sind.

Der Filmpreis Leipziger Ring wurde in diesem Jahr zum achten Mal vergeben. Die Stiftung würdigt mit dem Preis einen künstlerischen Dokumentarfilm, der bürgerschaftliches Engagement für Demokratie und Menschenrechte beispielhaft aufzeigt oder der unter großem persönlichem Einsatz und Mut des Filmemachers oder der Filmemacherin gegen Widerstände und Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit entstanden ist.

Für den 14. November (19.30 Uhr) ist vorgesehen, den prämierten Film bei einer Veranstaltung im Leipziger Traditionskino UT Connewitz zu zeigen.

Nominierungen für den „Leipziger Ring“ 2018

„Der zweite Anschlag“: Präzise Studie zum Zusammenhang zwischen rechtsradikalen Übergriffen in Deutschland und der unzureichenden politischen und gesellschaftlichen Ächtung von Rassismus und Gewalt.
Deutschland | 2018 | Dokumentarfilm | 62 Min. | Regie: Mala Reinhardt

„Exit“: Karen Winther schämt sich, wenn sie an ihre Vergangenheit als Rechtsextreme denkt. Aber sie ist auch neugierig: Wie war das möglich? Und wie gehen andere mit dem eigenen radikalen Ballast um?
Norwegen, Deutschland, Schweden | 2018 | Dokumentarfilm | 80 Min. | Regie: Karen Winther

„In Search…“: Eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Weiblichkeit, die ihr durch Genitalverstümmelung im Kindesalter genommen wurde. Ein mutiger, vielschichtiger Film aus der Ich-Perspektive.
Deutschland | 2018 | Dokumentarfilm | 90 Min. | Regie: Beryl Magoko

„Was kostet die Welt“: Die kleine Insel Sark im Ärmelkanal ist Schauplatz eines modernen Finanzkrieges. Bettina Borgfeld schildert eine Geschichte, die sich stellenweise anhört wie der Plot einer Thrillerserie.
Deutschland | 2018 | Dokumentarfilm | 91 Min. | Regie: Bettina Borgfeld

„Women with Gunpowder Earrings“: Dramatischer Einblick in die umkämpfte syrisch-irakische Grenzregion. Die junge Reporterin Noor versteht sich als Anti-IS-Kämpferin, erlebt aber, dass ihr Weltbild zu simpel gestrickt war.
Iran 2017 | Dokumentarfilm | 77 Min. | Regie: Reza Farahmand

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