Welch bewegender Abend liegt hinter uns – ein Abend, der erneut gezeigt hat, wie wichtig das Erinnern, das kritische Reflektieren und das gemeinsame Gespräch für unsere Gegenwart sind.
Das Gemälde „Aufrecht stehen – für Herbert Belter, Ernst Bloch, Werner Ihmels, Hans Mayer, Wolfgang Natonek, Georg-Siegfried Schmutzler“ von Reinhard Minkewitz hängt nun seit einem Jahrzehnt prominent in der ersten Etage im Hörsaalgebäude der Universität Leipzig. Tagtäglich passieren hunderte Studierende das große Gemälde vor dem Hörsaal 7, das an ein erschütterndes und zugleich bewegendes Stück der Geschichte ihrer Alma Mater erinnert. Es erinnert an sechs mutige Männer, die in den frühen Jahren der DDR für ihr unabhängiges Denken und ihre kritische Haltung staatliche Repression erlitten – und steht damit heute mehr denn je für Zivilcourage und persönlicher Integrität. Die Leihgabe der Stiftung Friedliche Revolution (SFR) an die Universität wurde nun um weitere 10 Jahre verlängert und das Gemälde behält seinen prominenten Platz.
Prof. Dr. Rainer Vor
Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell
Dr. Gesine Märtens
Thomas Vogel
Fotos: Marion Wenzel & J. Kunert
Das Kunstwerk, die auf ihm abgebildeten Menschen und die Geschichte seiner Hängung standen im Mittelpunkt unserer Veranstaltung am 17. Juni 2025 – dem Tag des Volksaufstands in der DDR 1953. Der Gedankenaustausch, der an diesem Tag durch Redebeiträge von Prof. Dr. Rainer Vor (Vorstandsvorsitzender der SFR), Prof.in Dr. Eva Inés Obergfell (Rektorin der UL), Thomas Vogel (Vorstandsvorsitzender der Werner-Schulz-Initiative e.V.) sowie der Lesung aus einem unveröffentlichten Manuskript von Linde Rotta und einer Textpassage aus Jakob Springfelds Buch „Unter Nazis“ angestoßen wurde, konnte beim anschließenden Empfang fortgeführt werden. Der Künstler und Schöpfer von „Aufrecht stehen…“, Reinhard Minkewitz, kam mit den Gästen des Abends direkt ins Gespräch, nachdem die SFR eine neue Bodenplakette mit Informationen zum Bild an die Universität Leipzig (UL) überreicht hatte.
An diesem Abend zeigte sich einmal mehr, wie Kunst es vermag, Fragen zu stellen, Reflexionsräume zu schaffen und uns mit unserer eigenen Haltung zu konfrontieren – auch und gerade im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Gerade jetzt, in Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen, gewinnt die Frage „Was heißt es heute, aufrecht zu stehen?“ an besonderer Relevanz. Prof.in Obergfell und Prof. Vor gaben hierzu Denkanstöße: Die vielzitierte Neutralität in der Lehre wird dort zur Pflicht, wo es um die Verteidigung unserer Verfassung und demokratischer Grundwerte geht. „Aufrecht stehen …“ mahnt uns, Verantwortung zu übernehmen und sich den Diskussionen und Kontroversen zu stellen.
Wir danken besonders der Autorin Linde Rotta, die mit Auszügen aus ihrem bislang unveröffentlichten Manuskript zur Entstehung des Bildes und den Auseinandersetzungen um dessen Hängung in der UL einen sehr persönlichen Einblick gab. Thomas Vogel gilt unser Dank für die Einbindung der Gedanken des 2022 verstorbenen Europaabgeordneten und DDR-Bürgerrechtlers Werner Schulz, der maßgeblich dazu beitrug, dem Bild zu einem würdigen Platz an der Universität Leipzig zu verhelfen. Ebenso danken wir Dr. Gesine Märtens, die für den erkrankten Jakob Springfeld einsprang und einen Auszug aus seinem ersten Buch las. Und natürlich gilt unser herzlicher Dank Reinhard Minkewitz, der mit Freude und Zuversicht feststellte, dass das Bild nun endlich angekommen sei und mit ihm weitergearbeitet wird.
Der Abend klang beim gemeinsamen Austausch mit Getränken aus, offen für neue Impulse und Ideen.
Wir möchten alle ermuntern, sich weiterhin einzubringen, Fragen zu stellen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Kunst und Erinnerungskultur sind keine statischen Größen – sie leben vom Engagement und der Haltung vieler. Das Gemälde bleibt, aber wir alle sind eingeladen, seine Botschaft immer wieder neu zu beleben.
Stiftung Friedliche Revolution in Kooperation mit der Werner-Schulz-Initiative e.V. sowie der Universität Leipzig
Gern möchte auch die Stiftung Friedliche Revolution den Dialog mit dem Bild fortsetzen und den Fokus weiten. Falls Sie Geschichten von Frauen kennen, die an der Universität Leipzig studierten, arbeiteten oder anderweitig wirkten und wegen ihrer kritischen Haltung in Konflikt mit dem kommunistischen Regime gerieten, dann schreiben Sie uns: info@stiftung-fr.de
Ein großer Dank geht an Marion Wenzel für die Bereitstellung der Fotos!
Fotos: Marion Wenzel & J. Kunert
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