Demokratie wagen – Demokratie würdigen

Stiftung Friedliche Revolution verleiht bei DOK Leipzig
neuen Filmpreis

Leipzig, 21.9.2010   Es war die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Veränderung und engagierter Bürgersinn, der die Menschen im Herbst 1989 auf die Straße brachte. Für demokratische Verhältnisse setzten die Menschen ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Freiheit aufs Spiel. Die friedliche Revolution im Herbst 1989 hat nicht nur Deutschland und Europa, sondern die ganze Welt verändert.

„Die Leipziger haben der Welt gezeigt, dass gesellschaftliche Systeme mit Zivilcourage gewaltfrei veränderbar sind. Dieser Botschaft und diesem Geist ist die Stiftung Friedliche Revolution verpflichtet“, betont Prof. Dr. Rainer Vor, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Friedliche Revolution. „Mit dem Filmpreis wollen wir Menschen motivieren, selbst gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und Veränderungsprozesse anzustoßen. Dies braucht unsere Gesellschaft dringender denn je“, so der Vorstandsvorsitzende.

Mit dem „Preis der Stiftung Friedliche Revolution“, der mit 5.000 Euro dotiert ist, möchte die Stiftung einen künstlerischen Dokumentarfilm würdigen, der bürgerschaftliches Engagement für Demokratie und Menschenrechte beispielhaft aufzeigt oder der unter großem persönlichem Einsatz und Mut des Regisseurs gegen Widerstände und Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit entstanden ist.

„Der Preis passt hervorragend zu DOK Leipzig, denn in seiner Tradition steht das Leipziger Festival für Filme, die sich für den Frieden und die Würde des Menschen einsetzen. Dies wird in den vielen Dokumentar- und Animationsfilmen sichtbar, die wir jedes Jahr präsentieren.“, betont Festivaldirektor Claas Danielsen: „Das selbstbewusste, im aufrechten Gang erworbene demokratische Bekenntnis Wir sind das Volk hat Geschichte geschrieben und Deutschland verändert. In vielen Ländern der Erde herrschen noch immer Unterdrückung und politische Willkür und Menschenrechte werden täglich missachtet. Dokumentarfilmer in der ganzen Welt decken diese Ungerechtigkeiten, oft unter großem persönlichem Einsatz, auf und machen ein breites Publikum darauf aufmerksam. DOK Leipzig unterstützt die Stiftung Friedliche Revolution bei ihrem Ansinnen, Demokratiebewegungen in aller Welt zu unterstützen und die Menschen, auch in Deutschland, zu ermutigen, Zivilcourage und stärkeres Engagement für die Demokratie zu zeigen.“

Insgesamt zehn aktuelle Dokumentarfilme sind für den Preis nominiert – darunter Werke aus Finnland, Neuseeland, Kanada und der Ukraine. Die thematische Brandbreite reicht vom russisch-georgischen Konflikt (SOMETHIING ABOUT GEORGIA) über das Aufbegehren des iranischen Volkes (TWENTY DAYS THAT SHOOK TEHRAN) bis hin zum Mord an Menschenrechtsaktivisten in Russland (LOVE ME, PLEASE!). Außerdem wird von dem Versuch erzählt, einen unbewiesenen Stasi-Verdacht in Finnland aufzuklären (IN THE SHADOW OF DOUBT), und die Folgen des unter Ausschlusses der Presse geführten Angriffs Israels auf Gaza werden aufgezeigt und medial reflektiert (GAZA ON AIR). Eine unabhängige Jury – bestehend aus Jakob Hoffmann (INTERFILM), Thomas Bohne (SIGNIS) sowie Dr. Gerlinde Frey-Vor (Mitteldeutscher Rundfunk) – entscheidet über die Vergabe der Auszeichnung.

„Die nominierten Werke erzählen starke Geschichten“, so Festivaldirektor Danielsen, „und haben einen eigenwilligen thematischen Zugang. Es sind Filme, die ihr Thema auf ungewöhnliche und überraschende Weise umsetzen, die die Grenzbereiche des Genres ausloten und in ihrer Erzählweise das Potential haben, ein breites Publikum für das Thema Demokratie zu begeistern.“

Der mit 5.000 EUR dotierte Filmpreis wird am 22. Oktober 2010 um 19.00 Uhr von der Stiftung Friedliche Revolution in Kooperation mit DOK Leipzig in einer eigenen Preisverleihung in der Leipziger Nikolaikirche vergeben.

 

Nominierungen zum Preis Friedliche Revolution 2010

In the Shadow of Doubt, R: Pekko Lehto, Finnland, 2010
Wie mittels eines unbewiesenen Stasi-Verdachts aus einem angesehenen finnischen Präsidentschaftskandidaten über Nacht ein Outlaw wird. Kafkaesker Albtraum.

Something about Georgia, R: Nino Kirtadze, Frankreich, 2010
Annäherung an die Ereignisse um den 7.8.2008: Georgien, Russland und Ossetien. Alle Seiten kommen zu Wort, auch Präsident Saakashvili: ein Blick hinter die Kulissen der Macht.

There Once Was an Island: Te Henua e Nnoho, R: Briar March, Neuseeland, 2010
Klimawandel. Ein klitzekleiner Atoll im Pazifik und eine polynesische Kultur im wörtlichen Untergang. Atemberaubende Bilder und der dramatische Versuch einer Selbstrettung.

Twenty Days that Shook Theran, R: Ali Razi, Frankreich/Iran, 2010
Teheran, Mai 2009: eine Stadt im Ausnahmezustand. Aufgenommen in den Straßen, auf Kundgebungen und in allen politischen Lagern. Authentisches Dokument des Aufbegehrens.

Nach der Revolution, R: Dörte Franke, Marc Bauder, Deutschland, 2010
Ostdeutsche Bürgerrechtler über die kurze Zeit der Utopie zwischen der ‚89er Herbstrevolution und dem Anschluss der DDR, als am Runden Tisch eine neue Gesellschaft möglich schien.

Casino Jack and the United States of Money, R: Alex Gibney, USA, 2010
Lobbyismus: die unglaubliche Geschichte des Jack Abramoff oder die Verquickung von Finanzkapital und Politik. Grusel-Krimi von Oscar-Preisträger Alex Gibney.

All That Glitters, R: Tomas Kudrna, Tschechische Republik, 2010
Eine Goldmine in Kirgisien, ein kanadischer Konzern, eine vertuschte Umweltkatastrophe, viel postsowjetische Pionierfolklore und ein Sumpf der Korruption. Eine Groteske.

How to Start Your Own Country, R: Jody Shapiro, Kanada, 2010
Reise durch die unentdeckte Welt der Mikronationen: Ein-Mann-Königreiche und Bohrinsel-Ländchen, schrill und exzentrisch. Und die ernste Frage: Wann ist ein Staat ein Staat?

Gaza on Air, R: Samir Abdallah, Ägypten/Palästina/Frankreich, 2010
Gaza, wie wir es nicht sahen. Das Grauen, gedreht von palästinensischen Kameraleuten während des Kriegs. Und eine Reflexion über das Medium und die Bilder, Politik und Macht.

Love Me, Please!, R: Valeriy Balayan, Ukraine, 2010
Der Mord an zwei Menschenrechtsaktivisten in Russland ist Ausgangspunkt einer Recherche tief in die Strukturen nationalistischer und faschistischer Bewegungen in Russland.

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