Pressemitteilung

vom 20.10.2014

Zwölf Filme für Filmpreis "Leipziger Ring" nominiert

Stiftung Friedliche Revolution würdigt bei DOK Leipzig erneut künstlerischen Dokumentarfilm

Leipzig, 20. Oktober 2014. Zwölf Filme nehmen in diesem Jahr am Wettbewerb um den begehrten Filmpreis „Leipziger Ring“ teil. Zur Preisverleihung am 29. Oktober (19.00 Uhr) hat die Stiftung Friedliche Revolution wieder in die Leipziger Nikolaikirche eingeladen, wo auch der prämierte Film gezeigt wird. Der Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, wird in diesem Jahr zum fünften Mal im Rahmen des Internationalen Dokumentar- und Animationsfilmfestivals vergeben. Der Eintritt zur Preisverleihung ist auch in diesem Jahr wieder frei.

Thematische Scherpunkte der nominierten Filme sind das Aufbegehren gegen Unfreiheit und Machtmissbrauch in Nordafrika, Syrien, dem Iran, der Ukraine, Weißrussland und Russland. Ein weiterer Film befasst sich mit Edward Snowden, der die Überwachungspraktiken des US- amerikanischen Geheimdienstes NSA offengelegt hat und sich seitdem in Moskau vor der Strafverfolgung der US-Justiz versteckt hält. Nominiert ist außerdem eine niederländisch-kenianische Produktion über Wahlpraktiken im ländlichen Kenia.

Die Entscheidung über den prämierten Films erfolgt durch eine unabhängige Jury im Rahmen des 57. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, das in diesem Jahr vom 27. Oktober bis 2. November stattfindet. Die Preisverleihung ist am 29. Oktober (19.00 Uhr) in der Leipziger Nikolaikirche vorgesehen. Dabei wird Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, der auch Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist, auf die nunmehr fünfjährige Arbeit der Stiftung zurückblicken. An die Preisübergabe schließt sich wieder die Vorführung des prämierten Filmes an. Danach lädt die Stiftung zu einem kleinen Empfang in der Alten Handelsbörse ein.

Mit dem Preis möchte die Stiftung einen künstlerischen Dokumentarfilm würdigen, der bürgerschaftliches Engagement für Demokratie und Menschenrechte beispielhaft aufzeigt oder der unter großem persönlichem Einsatz und Mut des Regisseurs oder der Regisseurin gegen Widerstände und Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit entstanden ist. Mit der Auszeichnung ist neben dem Preisgeld auch die Statuette „Leipziger Ring“ verbunden, die sowohl an die Großdemonstrationen auf dem Leipziger Altstadtring im Herbst 1989 als auch an die brennenden Kerzen erinnert, die die Demonstranten als Zeichen ihrer Gewaltlosigkeit in Händen hielten.

Preisträger der zurückliegenden Jahre sind die aus dem Iran stammende Dokumentarfilmerin Nahid Persson Sarvestani (2013), das Berliner Filmteam Dirk Heth und Olaf Winkler (2012), ein im französischen Exil lebender Iraner (2011), der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben musste, und die neuseeländische Filmemacherin Briar March mit ihrem Film über eine Südseeinsel, deren Bewohner gegen die klimabedingte Bedrohung ihrer Heimat kämpfen.

Zum Festival wurden in diesem Jahr 2.350 Filme eingereicht. Davon werden in der DOK- Filmwoche 368 aus 62 Ländern gezeigt. Das Festival vergibt in diesem Jahr 17 Auszeichnungen mit Preisen im Gesamtwert von 66.500 Euro. Damit ist DOK Leipzig das höchstdotierte Dokumentarfilmfestival in Deutschland.

 

Nominierungen für den "Leipziger Ring" 2014

“A Goat For a Vote”. Jeroen van Velzen | Niederlande, Kenia 2013 | 52 min. | OmeU
Schulsprecherwahl im ländlichen Kenia. Wofür die Kandidaten stehen? Egal! Es geht um Prestige. Und um „little somethings“, die sie ans Wahlvolk verteilen. Ein Grundkurs in Demokratie.

“All Things Ablaze”. Oleksandr Techynskyi, Aleksey Solodunov, Dmitry Stoykov | Ukraine 2014 | 82 min. | OmeU
Der Maidan als Schlachtfeld: Aus Protest wird Gewalt und Kontrollverlust – auf beiden Seiten. Atemlose, unaufhaltsame Bewegung, mit der Energie der Masse, bis zum Inferno.

“Amerykanka. All included”. Viktar Korzun | Weißrussland 2013 | 52 min. | OmeU
Häftlingsalltag im gefürchteten KGB-Hauptquartier Minsk, erzählt vom Dissidenten-Poeten Aljaksandr Fjaduta vor Comic-artig animierter Knastkulisse. Bittere Satire à la Erofeev.

“CITIZENFOUR”. Laura Poitras | USA, Deutschland 2014 | 115 min.
Edward Snowden und das System der Überwachung: gigantische Geheimdienstzentralen und ein klaustrophobisch enges Versteck. Spektakulär und beklemmend – ein Triptychon der Paranoia.

“From My Syrian Room”. Hazem Alhamwi | Syrien, Frankreich, Libanon, Deutschland 2014 | 70 min. | OmeU
Erinnerungen eines Künstlers an ein Land, das nach Freiheit strebte. Apokalyptische Motive, assoziative Reflexionen und Gespräche – die syrische Opposition in einer Momentaufnahme.

“Maidan”. Sergei Loznitsa | Niederlande, Ukraine 2014 | 128 min. | OmeU
Schlachtrufe, Rauchbomben, Jubel, Trauer. Eine Folge unbewegter Einstellungen formt sich zur Chronik eines revolutionären Erwachens. Ein visuelles Meisterwerk.

“No Land’s Song”. Ayat Najafi | Deutschland, Frankreich 2014 | 90 min. | OmeU
Die Komponistin Sara möchte ein Konzert mit Sängerinnen in Teheran organisieren: in einem Land, in dem die weibliche Solostimme verboten ist. Politthriller und musikalische Reise.

“Our Terrible Country” (Baladna alraheeb). Mohammad Ali Atassi, Ziad Homsi | Syrien 2014 | 85 min. | OmU
Syrien: Ein junger Fotograf begleitet einen bekannten Dissidenten auf der Flucht vor den Kampfhandlungen, vor der ISIS und ins Exil. Rau und direkt – eine Reflexion im Kugelhagel.

“Term” (Srok). Pavel Kostomarov, Aleksandr Rastorguev, Aleksej Pivovarov | Russland, Estland 2014 | 87 min. | OmeU
Insiderblick auf die Köpfe der Anti-Putin-Opposition. Von ganz links bis weit rechts, Intellektuelle, Promis und Politiker. Zeugnis eines brodelnden Chaos – hautnah und atemlos.

“Varya”. Aliona Polunina | Russland 2014 | 46 min. | OmeU
Mit Gesundheitssandalen und Alditüten erkundet eine Moskauerin den Ukraine-Krieg: auf dem Maidan, in Odessa und beim rechten Sektor. Die naive Heldin kommt der Wahrheit nahe.

“Victory Day” (Den pobedy). Alina Rudnitskaya | Russland 2013 | 29 min. | OmeU
Schwule und Lesben erzählen vom Leben unter Putins Anti-Homosexuellen-Gesetz, während draußen die Parade aufmarschiert … Beklemmendes Gleichnis von Siegern und Besiegten.

“Waves” (Moug). Ahmed Nour | Ägypten 2013 | 71 min. | OmeU
Die Stadt Sues nach dem Arabischen Frühling: persönliches Fazit einer desillusionierten Generation in Ägypten. Reich an filmischem Ausdruck, bitter und melancholisch.

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