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Leipzig setzt Zeichen der Solidarität mit Belarus

Es war ein wolkenverhangener Sommerabend. Doch auch ein kurzer Regenschauer hielt die gut 200 vor allem jungen Besucherinnen und Besucher auf dem Leipziger Nikolaikirchhof nicht davon ab, unter freiem Himmel dem bewegenden Dokumentarfilm "Courage" zu folgen.

Alle Fotos: Roland Quester

Ein bewegender Sommerabend im August: Stiftung Friedliche Revolution zeigte den eindrücklichen Dokumentarfilm „Courage“ vor der Leipziger Nikolaikirche

Leipzig. Es war ein wolkenverhangener Sommerabend. Doch auch ein kurzer Regenschauer hielt die gut 200 vor allem jungen Besucherinnen und Besucher auf dem Leipziger Nikolaikirchhof nicht davon ab, unter freiem Himmel einem bewegenden Dokumentarfilm zu folgen.

Genau ein Jahr nach dem Beginn der Demonstrationen gegen Wahlbetrug und für demokratische Reformen in Minsk am 9. August hatte die Stiftung Friedliche Revolution gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Referat Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig dazu eingeladen. In Anwesenheit des belarussischen Regisseurs Aliaksei Paluyan wurde der eineinhalbstündige Streifen „Courage“ mit seinen eindrücklichen Originalaufnahmen von den ersten Demonstrationswochen im Sommer 2020 in Minsk gezeigt.

Der von der Stiftung Friedliche Revolution gewählte Aufführungsort vor der Nikolaikirche war dabei kein Zufall. Darauf verwies Gesine Oltmanns vom Stiftungsvorstand gleich bei ihrer Begrüßung. Von hier aus, erinnerte sie, waren 1989 die Bilder der friedlich demonstrierenden Menschen in der DDR um die Welt gegangen. Die Parallelen der Ereignisse vom Oktober 1989 in Leipzig mit denen der friedlichen Demonstrationen in Minsk schaffe Verbundenheit mit den Menschen in Belarus.

Dabei gebe es allerdings einen entscheidenden Unterschied: Die Demonstrationen vor reichlich 30 Jahren hatten zum Ende der SED-Diktatur geführt, in Minsk regiert noch immer Diktator Lukaschenka. Mehr als 1.000 politische Gefangene befänden sich noch heute in Belarus im Gefängnis und 300 warten auf ihren Prozess – unter ihnen der Blogger Roman Protassewitsch, der wie viele andere sichtbar gefoltert wurde.

Der Filmverleih hatte Porträtfotos von prominenten Gefangenen vorbereitet und an die Besucherinnen und Besucher des Abends verteilen lassen. Als Zeichen der Solidarität und als Ausdruck der Forderung nach Freilassung der Gefangenen entstand ein Erinnerungsfoto vom Nikolaikirchhof, das viele der Gäste zeigt, wie sie das Bild „ihres“ Gefangenen hochhalten.

Im Anschluss an den Film berichtete Filmemacher Paluyan, moderiert von Sophie Quadt von der Landeszentrale, wie er und seine Kamerafrau Tanya Haurylchyk unter abenteuerlichen Bedingungen die friedlichen Proteste filmten: Der Streifen begleitet zwei Schauspieler und eine Schauspielerin des Untergrundtheaters „Belarus Free Theater“ bei ihrer Arbeit und bei den Demonstrationen und zeigt das Engagement der tausenden und abertausenden Demonstranten hautnah.

Er habe in seinem Leben selten einen so mutigen und gelungenen Dokumentarfilm gesehen, kommentierte denn auch der Intendant von DOK Leipzig, Christoph Terhechte, das filmische Ereignis. Filmemacher Paluyan erinnerte die bewegte Menge daran, dass Belarus ja nur eine Flugstunde von Berlin entfernt sei. Und so endete der Abend mit einem bewegenden Appell der jungen Aktivistin Ina Rumiantseva von der belarussischen Gemeinschaft RAZAM e.V., das Nachbarland und seine mutigen Menschen nicht zu vergessen.

Zum Trailer des Films:

https://www.youtube.com/watch?v=Kql6RKRLSSw

Für die freundliche Unterstützung danken wir unseren zahlreichen Spenderinnen und Spendern, dem Fotografen Roland Quester und insbesondere unseren Kooperationspartnern: