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Einige Gedanken zum Freiheits- und Einheitsdenkmal (Christian Wolff - Pfarrer an der Thomaskirche 25.1.11)

Dresden streitet um ein Denkmal für Helmut Kohl, Leipzig um das Freiheits- und Einheitsdenkmal. Spätestens an solchen Unterschieden merkt man, dass es ein Glück ist, Bürger dieser Stadt zu sein. Freuen können wir uns auch darüber, dass um das Konzipieren und Errichten des angedachten Freiheits- und Einheitsdenkmal eine öffentliche Auseinandersetzung entbrannt ist. Denn wenn ein Denkmal nicht umstritten ist, müssen alle Alarmglocken läuten. Denkmäler, die von oben verordnet werden, werden meistens entfernt, nachdem sich das „Oben“ geändert hat. Sie sind Produkt und Ausdruck diktatorischer Verhältnisse. Darum: Voraussetzung für das Gelingen des Einheits- und Freiheitsdenkmals ist der Streit um das Ob und um das Wie.

Über eine Frage möchte ich allerdings nicht debattieren: die Kosten. Denn die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Denkmals muss auch gestellt werden, wenn ausreichend Finanzmittel dafür zur Verfügung stehen und niemand befürchten muss, dass andere Projekte auf der Strecke bleiben.

Ich bekenne mich dazu: Leipzig braucht das Freiheits- und Einheitsdenkmal.

1. Es gibt nicht viele Momente in der deutschen Geschichte, die als geglückt gelten können. Die friedliche Revolution gehört zu diesen historischen Augenblicken. Der Aufbruch zur Demokratie war genauso beispielhaft, wie die praktizierte Gewaltlosigkeit an ein Wunder grenzt. Beides – und auch die Folgen der friedlichen Revolution wie Vereinigung der beiden deutschen Staaten unter den Bedingungen des demokratischen Rechtsstaates und eines geeinten Europas – muss als Erinnerung und bleibende Aufgabe wach gehalten werden.

2. Wenn wir es uns meinen leisten zu können, 2013 mit viel Aufwand an die Errichtung eines deutschnationalen Kriegsdenkmals erinnern zu müssen und dabei gleichzeitig eine grausame Kriegsschlacht folklorisieren, dann allerdings muss für alle Verfassungspatrioten die Errichtung des Freiheits- und Einheitsdenkmals von absoluter Priorität sein - und darf in seiner Dimension nicht zu klein bemessen werden.

3. Der Ort des Denkmals muss so viel Raum bieten, dass sich dort tausende Menschen versammeln können – nicht nur am 09. Oktober eines jeden Jahres, sondern auch immer dann, wenn es gilt für Freiheit, für Demokratie, für soziale Gerechtigkeit und den Rechtsstaat einzutreten und ihn zu verteidigen. Wo wir in Leipzig dafür einen geeigneten Platz finden, ist eine noch offene Frage. Über sie muss nachgedacht werden. Der Augustusplatz wird dabei eine Option sein.

Ich hoffe, dass Leipzig bis 2013 die Entscheidungen über das Denkmal getroffen hat, und dass es zum 25jährigen Jubiläum der friedlichen Revolution am 09. Oktober 2014 eingeweiht werden kann.

Christian Wolff
Pfarrer an der Thomaskirche
25. Januar 2010