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31. Juli 2015: "Jugend begegnet Geschichte"

Deutsch-Ukrainisches Studienprojekt zur Aufarbeitung von Diktaturgeschichte

Das Projekt „Jugend begegnet Geschichte“ hat mehrere Ziele im Blick: Es will sich erstens mit der gesellschaftlichen Bewältigung von Diktaturerfahrung auseinandersetzen. Außerdem will es die Rolle von bürgerschaftlichem bzw. zivilgesellschaftlichem Engagement herausarbeiten und schließlich jugendgemäße Formen der Erinnerungskultur entwickeln und diskutieren.

Mit diesem Ziel werden vom 5. bis 11. Oktober 2015 zehn junge Menschen aus der Ukraine nach Leipzig kommen und dort einen Einblick in die Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus (KZ-Gedenkstätte), aber auch in die Aufarbeitung des DDR-Unrechts erhalten. In zwei Workshops mit Zeitzeugen, Historikern, aber auch mit NGOs wie die Stiftung Friedliche Revolution oder das Archiv Bürgerbewegung in Leipzig, wird es um Grundfragen der Erinnerungsarbeit gehen.

Gefragt werden soll, wie man aus der Historie lernen und wie man belastende Erfahrungen aus der Vergangenheit in das kulturelle Gedächtnis der Gegenwart einbringen kann. Zur Sprache kommen soll dabei aber auch, wie solche Erfahrungen in aktuellen gesellschaftlichen Konflikten und Auseinandersetzungen nutzbar gemacht werden können. Es wird also sowohl um gesellschaftliche Rahmenbedingungen solcher Aufarbeitung wie auch um individuelle und familiäre (psychologische) Prozesse bzw. Konflikte bei der Aufarbeitung zwischen gesellschaftlichen Gruppen gehen, die sich in der Vergangenheit feindlich gegenüberstanden.

Diskutiert werden sollen zudem Darstellungs-Aspekte bei der Gestaltung von Gedenkstätten, Museen, aber auch lebendigeren Formen der Erinnerungskultur (Lichterfest, künstlerische und mediale Aufarbeitung) unter dem Gesichtspunkt ihrer Zugänglichkeit für eine junge oder kommende Generation. Bereits während des Aufenthaltes in Deutschland sollen Kontakte zwischen den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen entstehen, in denen sie sich nicht nur über das Gesehene austauschen, sondern eigene Positionen dazu entwickeln.

Ein wesentliches Element des Konzeptes dabei ist die Tatsache, dass die jungen Ukrainer bei ihrem Besuch in Leipzig von jungen Deutschen betreut und begleitet werden, die wenige Wochen später für ebenfalls eine Woche zu Gast in Kiew sind und dort wieder auf die ukrainische Gruppe stoßen. Dabei werden sie ein vergleichbares Programm absolvieren wie die jungen Ukrainer in Deutschland. Die Zeit zwischen beiden Begegnungsphasen dient zur Reflexion und Entwicklung erster gemeinsamer Projektideen in deutsch-ukrainischen Arbeitsgruppen/Tandems via Facebook, Skype oder E-Mail.

Beim Aufenthalt in der Ukraine werden sich die deutschen Teilnehmer_innen zunächst mit der ukrainischen Geschichte, den Ereignissen von der Oktoberrevolution bis zum Maidan und deren Aufarbeitung auseinandersetzen. Neben dem Gespräch mit Zeitzeugen, Historikern, Politikern und in der Aufarbeitung mit aktiven Psychologen sollen in Kiew für die ukrainische Debatte zentrale Orte besucht werden (Maidan, Babyjar, Holodomor-Gedenkstätte u.a.). Nach einem gemeinsamen Projekt/Tandemarbeitstag sollen schließlich in einem abschließenden ein- bis zweitägigen Kolloquium die entstandenen Projektideen vorgestellt, diskutiert und bewertet werden. Das Kolloquium bzw. die dort präsentierten Ideen sollen über Internet veröffentlicht werden. Ebenso ist eine ukrainisch-deutsche Präsentation des Projektes via Skype gleichzeitig in ukrainischen und deutschen Universitäten denkbar.

Wir danken der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft, der Robert-Bosch-Stiftung sowie dem Auswärtigen Amt für die großzügige Unterstützung des Projektes!

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